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"Kostolany"
* 10. Dezember 1984
Trakehner Hengst des Jahres 2009
Kostolany von Enrico Caruso, Trakehner Gestüt Hämelschenburg - Foto: Jutta Bauernschmitt

Es gibt wohl kaum einen Hengst von dem so viel geschwärmt und gesprochen, über den so viel diskutiert oder gefachsimpelt wurde, wie den gebürtigen Hämelschenburger Spitzenbeschäler Kostolany. Der lackschwarze Sohn des Enrico Caruso aus der Schimmelstute Kapstadt von Falke macht nicht nur im Trakehner Verband oder national sondern weltweit von sich reden und sorgt mit seinen Kindern und Kindeskindern in der obersten Dressur Elite immer wieder für hochkarätige Nachwuchsstars.

Trakehner Hengst KOSTOLANY von Enrico Caruso u.d. Kapstadt v. Falke - Trakehner Gestüt Hämelschenburg anlässlich der Galaschau in Neumünster 2009 - Foto: Tammo Ernst

Dass er etwas Außergewöhnliches ist zeigte Kostolany bereits bei seiner Körung im Jahre 1987. Mit vier weißen Söckchen und der begehrten Rappfarbe kam der Youngster aus Hämelschenburg in schönster Aufmachung nach Neumünster gereist, um auf dem Hengstmarkt die Regie zu übernehmen. Kostolany wurde unangefochtener Siegerhengst und umjubelter Star seiner Körung. Otto Langels, der in dem Hengst schon früh etwas Besonderes sah, verkaufte ihn nicht sondern stationierte den Rappen zu Hause in dessen Geburtsstätte, dem aufstrebenden Trakehnergestüt Hämelschenburg.
Ob er damals schon wusste, dass dieser Hengst noch zu Lebzeiten zu einem der wichtigsten und einflussreichsten Trakehner Vererber werden sollte?
Kostolany

Kostolany überm Sprung

in der Piaffe

Mit sehr erfolgreichen und äußert fruchtbaren Jahren startete der vierbeinigen Meisterschüler des Gestütsgründers Otto Langels in seine sportliche wie züchterische Laufbahn.
Der mit schöner Technik und Manier springende Kostolany wurde parallel zum Deckeinsatz dressurmäßig ausgebildet. Mit viel Talent für Piaffe und die schwierigen Lektionen im Galopp konnte er seine Ausbilder – zu denen auch der damals in Nörten Hardenberg lebende Christoph von Dähne zählte – begeistern und zahlreiche Siege und Erfolge bis zur schweren Klasse auf dem Dressurviereck sammeln.
Jedem der sie einmal gesehen hat bleiben auch seine einmaligen Auftritte als "Phantom der Oper" unvergessen. Der imposante Rappe faszinierte bei jeder der zahlreichen Aufführungen durch seine Charakterstärke und absolute Coolness, wenn er im Spotlight das Phantom repräsentierte, um sich schließlich der tanzenden "Christine Daaé" zu Füßen zu legen.
Kostolany

Kostolany - Das Phantom der Oper
Kostolany: das 'Phantom der Oper'


Das Phantom

Doch nicht nur die Eigenleistung des "Hengst des Jahres 2009" lies die Zuchtgemeinde aufhorchen. Kostolany, der schnell den Ruf hatte, als sichere Bank einen klaren Kopf, Sportlichkeit und beste Einstellung zum Reiten zu vererben, bekam zahlreiche Stuten unterschiedlichster Facon zum Decken zugeführt. Schnell und seitdem unangefochten bis heute führt er im Trakehner Verband die Rangliste der Hengste mit den meisten eingetragenen Töchtern an.

Sämtliche Nachkommen von Kostolany aufzuzählen würde hier den Rahmen sprengen. Fast unzählige Töchter sicherten sich bei Landesschauen und Zentralen Stuteneintragungen die vorderen Plätze und wurden mit der Verbands- oder Staatsprämie oder dem Elitetitel ausgezeichnet, noch mehr Nachkommen machten und machen die Turnierplätze Europas unsicher und insgesamt zehn Söhne wurden bislang mit dem begehrten Körprädikat bedacht.

Jüngste gekörte Söhne sind der typ- und bewegungsstarke Saint Cyr und der charmante dreijährige How Ever, der im vergangenen Jahr die Zuchtzulassung erhielt. Der mittlerweile fünfjährige Elfado sicherte sich im letzten Jahr den Titel des Trakehner Reitpferdechampions und wurde Vierter beim Bundeschampionat. In dieser Reihe geht es weiter. Die "älteren" Söhne von Kostolany machten meist selbst Karriere und sammelten Meriten im Viereck, bevor ihre Nachkommen mit großen Erfolgen aufwarten konnten.

Showmaster von Kostolany u.d. Elitestute Schwalbenburg v. Ibikus

Saint Cyr v. Kostolany u.d. Schwalbenspiel v. Exclusiv

Reitpferdechampion ELFADO v. Kostolany - Roncalli xx

Allen voran sei hier der wunderbare EH Gribaldi aus der Zucht von Marika Werner genannt, der nicht nur wie sein Vater Siegerhengst der Körung wurde, sondern mittlerweile zu einem der einflussreichsten Vererber der niederländischen Trakehner- und Warmblutzucht avanciert. Selbst auf dem internationalen Parkett unter Edward Gal erfolgreich, liefert der seit der Körung bei Joop van Uytert aufgestellte Rappe Jahr für Jahr zahlreiche Sportpferde, von denen sich einige bereits "ganz oben" etablieren konnten.
Brandaktuell brach Gribaldi's erst neunjähriger Sohn Totilas alle Rekorde und siegte mit über 90% in der Kür bei den Europameisterschaften der Dressurreiter. Mit spektakulärem Bewegungsausmaß und bestechender Ausstrahlung bereitete Edward Gal auf dem Kostolany-Enkel so manchem Zuschauer eine Gänsehaut. Auch Painted Black schickt sich an, ein ganz Großer zu werden. Er steht zwar derzeit bei seiner Reiterin Anky van Grunsven hinter deren Olympiasieger Salinero noch an zweiter Stelle, zeigte jedoch bereits durch viele internationale Siege und vordere Platzierungen seine hervorragende Qualität.

Das Blut des Kostolany sorgte über Gribaldi und dessen gekörten Sohn Hofrat mit Hotline – dem Siegerhengst der hannoverschen Körung – und einem bislang ungebrochenen Preisrekord von 800.000 Euro auch bei dem großen niedersächsischen Zuchtverband für Furore. Für den grandiosen Preis von damals 600.000 DM sorgte auch der gekörte Gribaldi-Sohn Distelzar auf der Medinger Eliteauktion für Aufsehen. Dieser äußerst rittige mehrfache Trakehner Reitpferdechampion sorgt mit sieben gekörten Söhnen ebenfalls für eine Verbreitung des begehrten Kostolanyblutes.

Blue Hors Matiné v. Silvermoon - Bronze WM in Aachen 2006

EM Goldmedaillengewinner Totilas v. Gribaldi

Freudenfest v. Tolstoi - in der Piaffe

Dass die züchterische Punktlandung mit Gribaldi für den Hämelschenburger Kostolany keine Ausnahme ist, zeigt auch Matinée, die faszinierende Schimmelstute, die unter Andreas Helgstrand bei der WM 2006 in Aachen Zuschauer wie Richter ins Staunen brachte. Ihr Vater, der in Neuss bei Familie Hördemann geborene Prämienhengst Silvermoon, brachte mit dem Hörsteiner Cadeau einen weiteren Vererber, der der Trakehnerzucht bereits in jungen Jahren qualitätsvolle Nachkommen schenkt.
Mit Showmaster aus der Zucht und dem Besitz des Trakehnergestütes Hämelschenburg hätte es ein Trakehner Sohn des Kostolany fast zur Teilnahme an den Olympischen Spielen geschafft. An der Qualifikation lag es nicht – mit seinen internationalen Grand Prix Siegen und Platzierungen hatte der braune Sohn der Ausnahmestute Schwalbenburg die notwendigen Punkte souverän auf seinem Konto gesammelt. Vielmehr war sein Reiter – der bekannte Ausbilder Christian Pläge, zu dieser Zeit schon wohnhaft in der Schweiz – damals noch nicht berechtigt, das Land der Eidgenossen im internationalen Sport zu vertreten.
Showmasters Vollbruder Sanssouci machte in einer anderen Disziplin auf das vielseitige Blut des Kostolany aufmerksam. Mit seinem Sohn Altenbach TSF gelang es einem weiteren Enkel auf nationaler und internationaler Ebene sportliche Aufmerksamkeit zu erzeugen. Unter Philipp Schober war Altenbach TSF im Lager der jungen Reiter eine feste Bank. Mittlerweile ist er nach Italien verkauft.
Auch Tolstoi – ebenfalls ein Sohn des Kostolany – erbrachte eine besondere Leistung. Mit dem in Hämelschenburg stationierten Freudenfest und dessen Vollbruder Farinelli stellte er zwei begeisternde Siegerhengste und sicherte so sein züchterisches Erbe. Tolstoi ist über Saint Tropez auch Großvater des westfälischen Siegerhengstes Saint George und des gleichnahmigen Spitzenauktionspferdes.
Auch die nicht gekörten Nachkommen Kostolany's überzeugen durchweg mit ihrer Leistungsbereitschaft und Sportlichkeit in allen Disziplinen von der Basis bis zum höchsten Niveau. Die beiden Grand Prix erfolgreichen Schimmelwallache Bonus TSF und Shannon TSF in der Dressur, Amazing und Pretty Woman im Springen sowie Karlos und Kinski in der Königsdisziplin Vielseitigkeit sollen hier nur stellvertretend genannt sein.
Karlos - Vizebundeschampion der Geländepferde

Grand Prix Sieger Shannon TSF v. Kostolany, Foto:Agentur equ-i-dee

Kinski v. Kostolany, Bundeschampionat WAF

Es ist schier unmöglich, die ganze Armada der mehr als 200 eingetragenen Töchter an dieser Stelle aufzuzählen, daher soll nur eine kleine Auswahl bedeutender Stuten genannt werden. Hier zunächst die ESt. Herzlani aus der berühmten von Schöning'schen Zucht, die sich in diesem Jahr über ihren Sohn Hirtentanz in Szene setzte oder Carara, die Jahressiegerstute des Jahres 1995. Kostolany's Töchter ESt. Gloriette und ESt. Sacre Noir sowie seine Enkelinnen ESt. Kalmar oder Greta Garbo bereichern die Herden der Gestüte Schäplitz und Hämelschenburg und liefern Jahr für Jahr hervorragende Nachzucht.

Der mittlerweile 24 jährige Kostolany selbst genießt seit einigen Jahren seinen sportlichen Ruhestand in Hämelschenburg. Jahr für Jahr demonstriert er seinen unvergleichlichen Charakter bei Schaunummern oder Turnierteilnahmen mit dem jüngsten zweibeinigen Reiternachwuchs im Sattel. Ob ein Führzügelwettbewerb, eine Darbietung im Damensattel oder eine fast perfekte Levade mit Otto Langels auf dem Rücken anlässlich eines Galaabends in Neumünster – Kostolany ist für alles zu haben.

Der Rappe ist für Familie Langels und das gesamte Team um Hämelschenburg mehr als ein einfacher "Vererber auf Station". Als Familienmitglied nimmt Kostolany in den Herzen "seiner" Menschen eine besondere Stellung ein. Endlich bekommt dieser Einmalige Hengst die Auszeichnung "Hengst des Jahres“, die er sich verdient hat wie kaum ein anderer. Ehre wem Ehre gebührt!
(Ulrike Sahm)

Weitere Impressionen von Kostolany finden Sie hier!